Die Schulbibliothek platzt aus allen Nähten. Wollen wir unseren Schülerinnen und Schülern aktuellen Lese- und Lernstoff bieten, müssen alte Bücher weichen. Für Buchliebhaber ein fast krank machendes Unterfangen. Darum: Wohin damit? Blaue Tonne? Zu schade! Antiquariat? Nimmt sie jemand? - Zunächst einmal also lieber zwischenlagern.

Bei der Suche nach einem geeigneten Ort stießen wir auf ungezählte zwischengelagerte Bücher, die zum großen Teil Dr. Tröger jahrzehntelang vor der Vernichtung bewahrte.
Viele Bücher, die so alt sind wie unsere Schule oder noch älter;
Bücher, die vom Leben der Schwestern und Lehrerinnen, der Schülerinnen und deren Eltern Zeugnis ablegen;
Bücher, die den Glauben widerspiegeln und die Verbundenheit der Schwestern mit Frankreich und Großbritannien.
Bücher, die Respekt einflößen.
So entstand die Idee, diese Schätze der Schule zu zeigen, was im Rahmen der 150-Jahr-Feier hervorragend passt. An dieser Stelle möchte ich im Namen der Schulgemeinde Dr. Tröger ganz herzlich danken für seine unermüdliche Arbeit und seine Beharrlichkeit. Wir möchten Sie hier nur auf einige besonders bemerkenswerte Bücher aufmerksam machen:
- Dass das ledergebundene Büchlein „Viator Christianus“ wirklich aus dem Jahr 1670 stammt, konnten wir zunächst nicht recht glauben. Wir vermuteten eher, dass wir die römischen Zahlzeichen nicht mehr richtig beherrschen.
- Ein Lateinisches Wörterbuch datiert von 1775,
- das Gesetzbuch Ludwig IX aus Paris von 1786.
- Im „Pocket Missal“, also einem kleinen Messbuch für Laienhelfer aus dem Jahr 1836, findet man die Inschrift der Besitzerin Elisa Furstenberg „From my beloved father. Donaueschingen, February 9th 1845 - Migration gab es also auch schon damals.
- Sogar ein Slang Dictionary gibt es, gedruckt in London 1873.
- Die „Bestimmungen über die Neuordnung des höheren Mädchenschulwesens“ vom 18. August 1908 geben ebenso Einblicke in die Schulsituation dieser Zeit wie die „Blätter für Anstaltspädagogik“.
- In dem Gebetbuch „Die christliche Frau“ von 1912 finden sich Totenzettel aus dem Jahr 1919 und Wallfahrtszettel nach Weißkirchen von 1936 und 1937.
- Und damit die Schülerinnen der Marienschule auch das Richtige lernen, gibt es auch „Das Frauenbuch“ von 1936 „Das Weib als Mädchen, Gattin, Mutter, Pflegerin und Erzieherin in gesunden und kranken Tagen“.
- Aus dieser Zeit ist auch ein vollständiges Sammelalbum zu den „Wundern aus Technik und Natur“ erhalten, worin z.B. das Bild des 1930 fertiggestellten Chrysler-Building als bewundernswertes neues Gebäude zu finden ist.
- Aus dem Jahr 1945 lässt sich die „Rede zu der Wiedereröffnung der höheren Schulen in der Nord-Rheinprovinz“ nachlesen. - Die „Antworten auf die Fragen unserer Kinder“ aus dem Jahr 1959 und „Ergötzliche Vogelkunde. Betrachtungen eines Liebhabers“ mit liebevoll kolorierten Holzstichen von 1955 mit dem Namenszug der ehemaligen Schulleiterin der Marienschule, Sr. Adalberta, dienten sicher zur Vorbereitung eines lebensnahen Unterrichts. Manchen Büchern sieht man die Zeit natürlich auch an: vergilbte Blätter, angefressene Seiten, lose Buchrücken. Und dabei wird es noch einmal spannend. Zur Erhöhung der Festigkeit des Buchrückens wurden häufig alte Bücher oder altes Zeitungspapier verwendet. So fanden wir unter dem Buchrücken der „Christkatholische Handpostille“ von 1896 Zeitungswerbung, z.B. für die „Verwertung alter Wollsachen“, für die „Pianofortefabrik Schiedmayer, Kgl. Hoflieferanten“ mit Preisangaben in „Mark“, und den „Katechismus für das feine Haus- und Stubenmädchen“. Und so könnte man stundenlang fortfahren und viele interessante Bücher benennen. Machen Sie sich selbst ein Bild von der Entwicklung der Bücher, der Inhalte, der erzieherischen und politischen Ziele. Die Tische umfassen Bücher über einen Zeitraum von i.d.R. 1-2 Jahrzehnten. Schwerpunkt der Ausstellung sind Werke rund um den Unterricht.
Sollten wir Sie angesteckt haben mit unserer Begeisterung für die alten Bücher, so dass Sie das eine oder andere mit nach Hause tragen möchten, sprechen Sie uns bitte an. Wir sind froh, wenn unsere Schätze einen Liebhaber findet, der ihnen einen angemessenen Platz gibt. Nicht alle Bücher, die sich in einer 150 Jahre alten Schule finden, sind Schätze. Man muss sich von vielen Büchern trennen. Wie schön, wenn dann eine neue Mode noch eine Verwertung möglich macht: Upcycling nennt man das. Einige Schülerinnen und Mütter sind wahre Künstlerinnen darin. Eine kleine Auswahl können Sie im hinteren Bereich der Kapelle bewundern.