„Verändert die Welt – aber zerstört sie nicht“

Wer an diesem Abend einen Politprofi in seinem Element erwartet hatte, eine Präsentation von Detailinformationen zur aktuellen Politik verbunden mit einem Rückblick auf zentrale Fragen aus seiner langjährigen Zeit als Arbeitsminister im Kabinett Kohl, sah sich schnell getäuscht. Auch wenn Fragen zu Europa, zur Migration und zu Sozialreformen, zu Trump, Putin und Hartz IV nicht ausgeblendet wurden und Blüm auch hier pointiert Stellung bezog, nahm die Lesung doch einen anderen Verlauf.

Dabei schaffte es der 82Jähirge leicht, die Zuhörerschaft von jung bis alt in seinem einstündigen Vortrag zu beeindrucken, durch seine Ernsthaftigkeit, durch seinen immer wieder auch aufblitzenden Humor, vor allem aber durch die Authentizität, mit der er seine Überzeugungen und damit auch Hoffnungen auf eine bessere Zukunft vortrug.

Dabei ging es dem ehemaligen Minister für Arbeit und Sozialordnung, dem Vorsitzenden der Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft und Gewerkschaftsmitglied bei der Adam-Opel-AG natürlich um eine solidarische Gesellschaftsordnung, um soziale Gerechtigkeit. So nahm er in seinem Vortrag nicht nur die gesellschaftlichen Profiteure, die „Vorteilssucher“ aufs Korn, sondern auch die neue Religion von Gott Mammon, dem Gott des Geldes. Leidenschaftlich forderte er, den Wert des Teilens wieder neu zu entdecken, gegen Egomanie und Profitsucht und wetterte gegen den Finanzkapitalismus dieser Welt, warb für die Demokratie als politische Lebensform.

Wer hier aber die Kritik eines zornigen, vielleicht auch verbitterten alten Politikveteranen vermutet, wurde eines Besseren belehrt. Blüm entwickelte seine mahnenden aber Mut machenden Worte in sehr anschaulichen Erzählungen aus eigenen Lebenserfahrungen heraus, berichtete sowohl von seinen Kriegserfahrungen als kleines Kind im Bombenkeller seiner Heimatstadt Ludwigshafen wie auch von seinem Besuch im Militärstaat des Diktators Pinochet in Chile und formulierte aus all dem heraus ein sehr persönliches, auf seinen christlichen Überzeugungen aufbauendes Vermächtnis seiner Lebenserfahrungen: „ nie wieder Krieg“
„ teilen macht zumeist zufriedener als besitzen“ „ man kann die Welt verändern und gerechter machen, aber man muss damit beginnen, auch wenn es nur kleine Schritte sind“