Nachruf für Sr. Anne, ADJC

Annemarie Hartmann

geb. 26.2.1943, gest. 7.8.2015

Die Ordensgemeinschaft der Dernbacher Schwestern (ADJC), die Schulgemeinschaften der Elisabethenschule in Hofheim am Taunus und der Marienschule in Leverkusen Opladen trauern um Schwester Anne Hartmann, die bei einem tragischen Badeunfall auf Norderney gestorben ist.

1943 in Brüx im Sudetenland geboren, flüchtete die dreijährige Annemarie Hartmann mit ihrer Mutter und Großmutter nach Westdeutschland und wuchs nach einer schweren Erkrankung ihrer Mutter bei der Familie Butler in Monheim auf. Sie besuchte die Realschule der Dernbacher Schwestern an der Marienschule in Opladen und im Anschluss daran die Frauenfachschule in Limburg. Anschließend qualifizierte sie sich als Kindergärtnerin und nahm nach Tätigkeiten in Schweizer Kindergärten 1964 in einem Monheimer Kindergarten eine Stelle an. Ein Jahr später, 1965, trat sie als Novizin der Kongregation der Armen Dienstmägde Jesu Christi in Dernbach bei, holte ihr Abitur nach und qualifizierte sich in einem Studium für das Lehramt in den Fächern Deutsch und Katholische Religion. Mit diesen Fächern unterrichtete sie an der Elisabethenschule in Hofheim von 1973-1980 und von 1988 bis zu ihrem Berufsende. Ab dem Jahr 2000 wirkte sie dort bis zu ihrem Tod als Schulseelsorgerin weiter.

In den Jahren 1980 bis 1988 war Schwester Anne Mitglied des Schwesternkonvents in Opladen und unterrichtete an der Marienschule. Vielen ehemaligen Schülerinnen und Schülern sowie ehemaligen Lehrkräften, aber auch einer Reihe der noch aktiven Lehrkräfte dürften das Wirken und das Bild von Sr. Anne noch deutlich vor Augen stehen. Aktiv und engagiert, Ansprechpartnerin und gute Zuhörerin in vielen Fragen. Sie hatte für alles ein offenes Ohr. Selbst strahlte sie dabei durch ihre frohe, lebenszugewandte und freundliche Art Optimismus aus und konnte Lebensmut vermitteln. So beschreibt sie auch Pia Radeck, Schulleiterin der Elisabethenschule, in der Sr. Anne zuletzt als Schulseelsorgerin tätig war: „Die Tür ihrer Wohnung stand in den Pausen immer offen, sie war immer für uns alle da. Jeder konnte ihr seine Sorgen erzählen. Anne war für unsere Schule das Herz.“

Ein besonderes Anliegen sowie Arbeitsfeld von Sr. Anne während ihrer Opladener Zeit stellt Elisabeth Mies heraus: Kurz nachdem 1981 erste tamilische Flüchtlinge aus Sri Lanka auch Leverkusen erreichten, trat neben Schwester Annes vielfältige Aufgaben in Ordensgemeinschaft und Schule eine weitere Herausforderung, der sie sich mit viel Energie und vor allem viel Herz stellte. Zu einer Zeit, als noch wenige Menschen sich für Flüchtlinge engagierten, setzte sie sich dafür ein, dass Flüchtlinge in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurden, konkrete Hilfe und Mitmenschlichkeit erfuhren. Aufgrund ihrer eigenen frühkindlichen Fluchterfahrung und als emotional tief empfindender Mensch sah Schwester Anne die Not und Bedürfnisse der Flüchtlinge und arbeitete, bis sie Opladen verließ, aktiv im Asylkreis Sankt Remigius mit. Ihre herzliche und offene Art, ihre Liebenswürdigkeit und ihr Lachen machten sie bei den Flüchtlingen zu einer Institution. Als Schwester Anne bereits in Hofheim arbeitete, organisierte der Asylkreis, auf den Wunsch der Flüchtlinge hin, eine Bustour nach Hofheim, ein Wiedersehensfest mit Schwester Anne, das allen damals Beteiligten in bleibender Erinnerung ist. An diesem Treffen in Hofheim nahm auch Herbert Leuninger, der Gründer von PRO ASYL teil, der von Schwester Annes Arbeit tief beeindruckt war und Freude daran hatte, sie in der großen Schar ihrer tamilischen Freunde aus Leverkusen erleben zu dürfen.

Liest man einen Artikel, in dem sich Sr. Anne im Jahre 2007 auf der Homepage der Dernbacher Schwestern selbst vorgestellt hat, meint man, noch einmal ihre Stimme zu hören, ihren Humor zu spüren:

„Ich bin Schwester Anne Hartmann, bereits 42 Jahre als Arme Dienstmagd Jesu Christi im Kloster, also schon etwas älter, aber noch ziemlich jung im Herzen, denn als ihre Lehrerin und Seelsorgerin in unserer Realschule in Hofheim halten mich unsere Jugendlichen ganz schön fit. Ich mag meinen Beruf sehr, liebe nicht nur Kinder und nette Leute, sondern alle Lebewesen, ganz besonders den Esel, hat er doch in der Bibel einen einzigartigen Platz. (Er bekommt die Menschwerdung Gottes ganz nahe mit) und er erkennt seinen einmal eingeschlagenen Weg sofort wieder. Wie ich meinen Weg erkannt habe? Genaueres dazu werde ich natürlich im Himmel erfahren, aber einiges weiß ich auch schon jetzt: Als Zwölfjährige habe ich die Bücher über die Christenverfolgung verschlungen. Alles dransetzen für den Glauben, für Gott, das wollte dann auch ich. Und als ich sozusagen die Sonne im Gesicht meiner Deutsch- und Religionslehrerin, Schwester Adelheid, über sechs Jahre hin gesehen hatte, erschien mir das Klosterleben lebenswert. Hinzu kam natürlich die Gnade Gottes, ohne die ich den Schritt ins Kloster bestimmt nicht geschafft hätte. Übrigens: Der Name „Anne“ (hebr.) heißt übersetzt „Gnade und Anmut“. Das ist mir ganz wichtig.
Ich möchte gerne, dass andere mit mir ihren Glauben teilen und ich meinen mit ihnen, deshalb habe ich in der Schule Gebets- und Meditationskreise, mehrere Bibelgesprächskreise außerhalb der Schule und deshalb habe ich mich auf dieser Seite ein klein wenig vorgestellt.“

Sr. Anne ist am 13. August nach einer Eucharistiefeier im Mutterhaus auf dem Schwestern-Friedhof in Dernbach beigesetzt worden.

Die Schulgemeinde erinnert sich an Schwester Anne - gemeinsam mit vielen tamilischen Familien - in einem Gottesdienst am Montag, 16. November, um 18.30 Uhr in der Schulkapelle.